Zur Entwicklung der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (MGG) der Länder Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt

Nach der glücklichen Wiedervereinigung unseres Vaterlandes kam es schon im Dezember 1989 zu ersten Kontakten zwischen Mitgliedern der Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR (GG-DDR) und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) im Hinblick auf die Vereinigung beider Gesellschaften.

Am 5. April 1990 fand dann schließlich in Halle ein Treffen der Vorstandsmitglieder beider Gesellschaften statt [Goebell (Essen), Caspary (Frankfurt/Main), Kommerell (Heidelberg), Soehendra (Hamburg) bzw. Nilius (Halle), Schentke (Dresden)] , zu dem die auch bereits in den Beirat der DGVS kooptierten Mitglieder Wohlgemuth (Leipzig) und Bosseckert (Jena) eingeladen waren. Auf diesem Treffen wurde die Auflösung der DDR- Gesellschaft und die Empfehlung des Beitritts ihrer Mitglieder in die DGVS vereinbart.

Dieser Beschluss wurde am 24.11.1990 anlässlich der letzten Mitgliederversammlung der GG-DDR ohne Gegenstimme gebilligt. Gleichzeitig wurde darüber diskutiert, das nun teilweise entstandene Vakuum für die Gastroenterologen der ehemaligen DDR durch den Aufbau gastroenterologischer Regionalgesellschaften zu beseitigen.

Bosseckert (Jena) wurde wenig später von dem Kollegen Keymling (Bad Hersfeld) in diesem Sinne angesprochen und organisierte am 20. April 1991 in Jena durch das Zusammenkommen von Kollegen aus den Bundesländern Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt die Gründungsversammlung der MGG.

Dabei wurde das Treffen gleichzeitig genutzt, um eine Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen aus den 4 Bundesländern anzustoßen, indem alle Teilnehmer in Form von Kurzreferaten Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeitsgebiete vortrugen.

Gleichzeitig wurde vereinbart,

jährliche Kongresse mit Einbindung von Chirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und interessierten Niedergelassenen sowie einen parallel laufenden Kongresstag für Endoskopieschwestern und- pfleger zu veranstalten. Der erste Kongress, der noch ganz unter dem großartigen Ereignis der Wiedervereinigung stand, fand am 30. Mai 1992 in Suhl statt. Dabei konnten zahlreiche Kollegen aus den alten Bundesländern sowie aus Polen, der CSSR und der Schweiz begrüßt werden. Es wurde angeregt, evtl. die früher mit den Kollegen aus der CSSR veranstalteten Bilateralen Symposien (das erste Symposium fand vom 23. – 25. April 1973 in Karlsbad statt, das letzte vom 5. – 7. Januar 1989 in Bad Berka) als Trilaterale Symposien mit Beteiligung der polnischen Kollegen wieder zu beleben. Das erste Trilaterale Symposium fand dann, von den polnischen Kollegen veranstaltet, im Juni 1998 in Torun statt, wobei sich der Kongress der polnischen Gesellschaft für Gastroenterologie in Bydgoszcz anschloss. Es folgten Veranstaltungen in Jena (2000) und in Karlsbad (2002). Auch eine Fortführung der Berkaer-Gespräche, die seit Februar 1962 im Zweijahresrhythmus veranstaltet wurden [Leiter der Gespäche: Taeschner (Bad Berka 1962 – 1970), Petzold (Leipzig 1972 – 1982), Bosseckert (Jena 1984 – 1990); Org. Leitung immer K. Predel (Bad Berka)] wurde erörtert. — Dieses Vorhaben wurde schließlich durch Bosseckert und Predel realisiert und seit 1994 weiter geführt. Im März 2002 fand die 20. Veranstaltung statt. Auf Wunsch des damaligen Sekretärs der DGVS Sektion Endsoskopie, Herrn T. Sauerbruch wurden im November 1991 die 1989 unter dem Vorsitzenden der „Sektion für gastroenterologische Endoskopie und Ultraschalldiagnostik der DDR“ ( Bosseckert ) erarbeiteten „Ausbildungsrichtlinien Gastroenterologische Endoskopie und Ultraschalldiagnostik“ dem Kollegen zur Verfügung gestellt.

Seit Gründung der MGG im Jahre 1991 sind inzwischen 23 Kongresse der Gesellschaft veranstaltet worden. Dabei konnten die kostenlosen Einladungen für die Ehrenmitglieder und die Vergabe eines „Förderpreises für junge Wissenschaftler“ weitgehend beibehalten werden.

Nach H. Lippert (Magdeburg), Präsident des Kongresses 2011 in Magdeburg, kann die MGG als Leitbild des Zusammenwachsens von Ost und West in der deutschen Gastroenterologie angesehen werden, da sich gerade im mitteldeutschen Raum die ehemals unmittelbar getrennten deutschen Gastroenterologen von Anfang an auch organisatorisch nach früheren, bereits schon vor 1990 bestehenden Kontakten vertrauensvoll zusammen fanden.

H. Bosseckert (Jena), im Dezember 2014